MESH arbeitet seit 2012 an dem Format LiveFilmHörSpiel. Entwickelt eigene Filmfassungen und interpretiert, verkitscht und vertont diese analog und mit Liebe zum Detail. Nicht alle Held*innen des Originals retten ihren Status in die MESH–Version hinüber. Manche werden radikal gestrichen, andere neu geschrieben. Requisiten, Perücken, hohes Tempo und schnelle Rollenwechsel sind die Ingredienzen für einen Abend voller Trash an dem jedem Klischee widersprochen wird.
Oeils extérieurs: Jonas Gillmann, Nina Mariel Kohler, Pascal Nater.
Kontinuierlicher Koproduktionspartnerin ist das ROXY Birsfelden.
„Zwei Schauspielerinnen. Ein Tisch, auf dem Tisch eine Textfassung, vereinzelt ein paar Requisiten.
Die LiveFilmHörSpiele entstehen wie eine Skizze in ein Heft gezeichnet. Mit unaufwändigen Mitteln zeichnen die Spielerinnen Konturen von Szenerien und Figuren in den Raum. Für das Publikum bleiben dabei die Mittel der Verwandlungen stets sichtbar: Aus einem kühn weggeschnippten Zigarettenstummel wird ein harter Typ, aus Verzögerungen im Dialog eine Verhörsituation, aus einer still gesummten Melodie eine Rückblende. Bis sich die Bilder allmählich zu verselbständigen beginnen und zum eigenen, autonomen Imaginationskino werden.
Der Belgische Maler Luc Tuymans schreibt: „Die Zeichnung ist wie ein Rohstoff. Es ist wie bei einer Lupe, mit der man die Dinge verkleinert, sie aber gleichzeitig auch kompakter, kondensierter sehen kann. Die Zeichnung setzt eine ganz andere Präzision voraus als Ölbilder, da es unmöglich ist, zu korrigieren.“
Die LiveFilmHörSpiele von MESH beginnen mit diesem Moment der Zeichnung. Die Gesten, Dialoge, der Rhythmus der Sprache und der Bewegungen sind wie die Rohstoffe - aus denen im Kopf des Publikums ausufernde Ölbilder und komplexe Welten werden. Die Direktheit, das Unterhaltsame und die Spannung der LiveFilmHörSpiele entstehen so immer auch dadurch, dass das Publikum aus den präzis gesetzten Rohstoffen - gewissermassen live und in Echtzeit - sein eigenes Ganzes zusammenbaut. Und leise wird man sich im Publikum bewusst, dass man gerade Teil einer Liebeserklärung an das Theater und an die Magie der Verwandlung ist.“ / Jonas Gillmann